Das Faszinierende an Geschichten ist, dass sie uns unterhalten, berühren, zum Nachdenken anregen, in Frage stellen, unsere Perspektiven verändern und uns manchmal sogar bessere Menschen werden lassen.

Keine andere Kunstgattung beeinflusst und spiegelt uns stärker als Geschichten, und das in den Tiefen unseres Wesens, unseren Ängsten und Sehnsüchten, unseren Vorstellungen von einem guten Leben, unseren Werte- und Moralsystemen, Überzeugungen, Standpunkten, Weltsichten, Selbstbildern, Menschenbildern, Lebensphilosophien.

Geschichten beantworten immer auch die großen Fragen des Lebens: Wie sollen wir leben? In welcher Gesellschaft wollen wir leben?

Geschichten erzählen geht deshalb mit einer großen Verantwortung einher. Es ist aber auch ein Privileg und Luxus.

Dramaturgie ist Theorie und Praxis des Geschichtenerzählens.

Sie erforscht das Wesen und die Funktionsweise von Geschichten, die Werkzeuge und Methoden ihrer Entwicklung und Erzählung sowie die Denk- und Arbeitsweisen von fiktionalen AutorInnen und macht sie nutzbar.

Sie ist eine bestimmte Wahrnehmungsform, die unter die Oberfläche schaut, komplexe Zusammenhänge sieht, Unentdecktes erkennt und Sinn entschlüsselt;

eine bestimmte Denkweise, die zu größeren Einsichten gelangt, tiefgreifende Verstehensprozesse initiiert und multiperspektivische Erkenntnisse gewinnt;

ein Gestaltungsprinzip, das Trübes klar, Komplexes einfach, Abstraktes konkret, Sachliches lebendig, Langweiliges unterhaltsam und Gewöhnliches interessant darstellt.

Um gute Geschichten zu entwickeln und zu erzählen, muss man wissen, wie Geschichten funktionieren, welche dramaturgischen Werkzeuge es gibt und wie man mit ihnen arbeitet, wie fiktionale Autor*innenen denken und mit welchen Methoden sie arbeiten. Und vor allem: Man muss all das anwenden können.

In meinen Kursen und Workshops geht es deshalb nie nur um die Vermittlung dramaturgischen Wissens, sondern in erster Linie um die Frage, wie man es praktisch anwendet.

Fiktionales Schreiben: von der Idee zum Exposé

Vor dem Drehbuch kommt die Geschichte. Ist sie schlecht, kann das Drehbuch nicht gut sein. Fiktionales Schreiben ist ein Einführungsseminar in die Kunst des Geschichtenentwickelns. Es geht also nicht um spezielle Erzähltechniken oder Dialogentwicklung, sondern um die dramaturgischen Grundlagen des Entwickelns einer Geschichte:

Mit welchen dramaturgischen Werkzeugen und autorenspezifischen Arbeitsmethoden lässt sich aus einer Idee eine charakterorientierte Geschichte entwickeln, die als tragfähiges Fundament für die Erstellung eines Exposés dient? Wie entwickelt man eine lebendige und mehrdimensionale Figur? Was ist das inhaltliche und was das emotionale Thema der Geschichte? Welche Werte stehen auf dem Spiel und geraten miteinander in Konflikt? Welche Aussage trifft die Geschichte? Wie baut man den Konflikt und die Charakterentwicklung strukturell auf? Wie ermöglicht man dem Publikum eine emotionale und kognitive Beteiligung an den Figuren und an der Geschichte?

Auf der Basis einer vorgegebenen Idee entwickeln die Teilnehmenden in Gruppenarbeiten Schritt für Schritt das Grundgerüst einer dramaturgisch funktionierenden Geschichte.

Darüber hinaus werden die Themen Organisation des Schreiballtags, Schreibtechniken, inhaltliche und formale Kriterien fiktionaler Textformate (Logline, Kurzinhalt, Synopsis, Exposé) und Kreativitätstechniken behandelt.

Heldenreise: glaubwürdige Charakterentwicklungen erzählen

Die Heldenreise ist ein archetypisches Muster, das von allen Menschen auf der ganzen Welt nachvollzogen werden kann. In Geschichten, die eine Heldenreise erzählen, geht es allerdings nicht um mutige Held*innen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die sich aufmachen, um das Böse zu besiegen. Vielmehr erzählen sie von einer Heldwerdung, also von „normalen“ Menschen, die zu Held*innen werden, indem sie am Ende ihrer Heldenreise bereit sind, sich für ihre Gemeinschaft zu „opfern“.

Die Heldenreise ist damit also ein Modell, mit dem eine dynamische und glaubwürdige Charakterentwicklung einer Figur entworfen werden kann.

Anhand der Filme Matrix, American Beauty und Das Fest werden im Seminar die grundlegende Funktionsweise der Heldenreise, ihre Stadien und Archetypen sowie die dramaturgischen Werkzeuge Mode-Need-Modell und Story Molecule besprochen.

Zwischen Himmelsfreud und Höllenleid: Erzählmuster erfolgreicher Liebesgeschichten

Die Engel, die nennen es Himmelsfreud, die Teufel, die nennen es Höllenleid, die Menschen, die nennen es Liebe.

Was Heinrich Heine so treffend in diesem Zitat formuliert ist der Grund, warum kein Thema in Romanen und Filmen häufiger erzählt wird als die Liebe: Sie kann „der Himmel auf Erden“ und „das Leiden in der Hölle“ sein. Gut erzählte Liebesgeschichten ermöglichen es dem Publikum, sich in den Figuren wiederzuerkennen, indem sie starke Gefühle erwecken und Wege zu unseren tiefsten Sehnsüchten und unverarbeiteten Verlusten ebnen.

Aber was ist und wie funktioniert eine „gute“ Liebesgeschichte? Im Seminar werden die psychologischen und erzählerischen Muster „archetypischer“ Liebesszenarien analysiert, die in Romanen und Filmen immer wieder auf´s Neue erzählt werden: die Unfähigkeit zu lieben (Romantic Comedy), die erste Liebe, die obsessive Liebe, die Pygmalion-Liebe, die geopferte Liebe.

In Laufe des Seminars werden – abhängig von der Diskussionsmenge seitens der Teilnehmenden – folgende Filme besprochen: Titanic, Dirty Dancing, Die Brücken am Fluss, Der Pferdeflüsterer, Eine verhängnisvolle Affäre, Der Stadtneurotiker, Casablanca, Alles über Eva, Stürmische Höhen, Washington Square, Verhängnis, Sadistico, Rita will es endlich wissen, French Kiss, Hitch der Date Doktor

Erzählmuster jenseits des Mainstreams – wie man gute Multiplot-Geschichten entwickelt

Was macht Filme wie Traffic, 21 Gramm, L.A. Crash oder Die üblichen Verdächtigen so außergewöhnlich? Es sind ihre Erzählstrukturen. Im Gegensatz zu konventionell erzählten Filmen, die eine Geschichte einer bestimmten Figur auf einer Zeitebene in chronologischer Reihenfolge erzählen, brechen diese Filme das klassische lineare Erzählmuster auf, indem sie mehrere Geschichten episodisch, sequentiell oder auf verschiedenen Zeitebenen erzählen.

Analysiert man diese Filme hinsichtlich ihres Aufbaus, so zeigen sich Gemeinsamkeiten, aus denen sich mehrere Multiplot-Erzählmuster ableiten lassen. Ausgehend von der konventionellen Dramaturgie und anhand von Filmbeispielen werden im Seminar die Funktionsweisen verschiedener Parallelerzähltechniken erarbeitet.

In Laufe des Seminars werden abhängig von der Diskussionsmenge seitens der Teilnehmenden folgende Filme besprochen: Amores Perros, Citizen Cane, Traffic, Shine, Die üblichen Verdächtigen, Pulp Fiction, Go!, 21 Gramm, Das Ende einer Affäre, L.A. Crash, The Hours, Vergiss mein nicht, Babel, 11:14

Mord und Totschlag – wie man einen guten Krimi entwickelt

„Machen Sie Witze? Ich habe noch nicht einmal einen Revolver…“. Krimi ist seit Jahren das beliebteste Genre im Buch- und TV-Markt. Obwohl es wie kein anderes Genre auf bestimmten Genrekonventionen basiert, ist es alles andere alles einfach, einen spannenden Krimi zu entwickeln.

Das Seminar thematisiert daher die grundlegenden Fragen, wie ein Krimi funktioniert, wie ein „guter“ Krimi entwickelt wird und auf welchen genrespezifischen Konventionen die Entwicklung eines Krimis beruht. Im Zentrum stehen die zwei grundlegenden Krimiformen – der Krimi als Verbrechensaufklärung und der Krimi als Verbrechensverhinderung -, die anhand von Filmbeispielen analysiert und besprochen werden.

Herr, steh‘ uns bei: Katastrophen, Dystopien und Apokalypsen

Geschichten, die von singulären Katastrophen, dystopischen Zuständen gescheiterter Gesellschaften oder vom apokalyptischen Ende unserer Zivilisation oder gar der gesamten Menschheit erzählen, stehen seit jeher hoch im Kurs – insbesondere in Krisenzeiten wie wir sie heute erleben. Man kann sogar so weit gehen und behaupten, dass viele Menschen sie brauchen, um sich mit der Krise auseinanderzusetzen. Die Nachfrage nach ihnen wird also voraussichtlich steigen.

Anhand von klassischen Katastrophenfilmen wie Poseidon und Deepwater Horizon und aktuellen Serien wie The Collapse, 8 Tage, Sløborn thematisiert der Kurs die typischen dramaturgischen Grundmuster und ihre Variationen, Figurenentwicklungen und -konstellationen und die zugrundeliegenden kognitiven und emotionalen Themen dieser Genres.

Szenendramaturgie und Dialogentwicklung: wie man Geschichten zum Leben erweckt

Selbst die originellste und beste Geschichte kann durch eine schlechte Szenendramaturgie und schwache Dialoge komplett versaut werden. Andererseits können uns spannende Szenen und geschliffene Dialoge trotz schwacher Geschichte begeistern. Der Szenendramaturgie und der Dialogentwicklung kommt daher eine ganz besondere Bedeutung zu.

Was sind die Geheimnisse guter Szenen und Dialoge? Und wie entwickelt man sie? Anhand zahlreicher Filmbeispiele werden diese beiden Fragen im Seminar beantwortet.

Pitch und Präsentation: wie man eine Geschichte verkauft

(gemeinsam mit dem Schauspieler Christof Düro, Berlin)

Eine Geschichte lässt sich auf vielen Wegen verkaufen. Sie lediglich in Textform einer Produktionsfirma zu schicken, ist allerdings der am wenigsten erfolgsversprechende – zu anonym. Am besten verkauft man sie über die persönliche Ebene. Diese kann auf unterschiedliche Weise hergestellt werden: formell in einer öffentlichen Pitch-Veranstaltung oder informell als „Social Talk“ und „Cold Pitch“ auf Festivals und sonstigen Branchentreffs.

Wer hier jedoch einfach seine Geschichten runter erzählt, hat sofort verloren. Eine Geschichte zu pitchen mit dem Ziel, sie zu verkaufen, funktioniert anders. Es ist eine ganz bestimmte Methode, sie darzustellen.

Wie funktioniert diese Methode? Wie pitcht man? Wie bereitet man einen Pitch vor und wie nach? Der Workshop versetzt Autor*innen, Regisseur*innen und Producer*innen in die Lage, sich selbst und ihre aktuellen Projekte ergebnisorientiert mit einem kurzen mündlichen Pitch vorzustellen. Sie lernen Methoden kennen, sich und ihr Projekt als „Marke“ zu begreifen und zu präsentieren.

Dafür wird für jeden Stoff das Wesentliche und Interesseweckende herausgearbeitet, die Bilder, die man zur Visualisierung während des Pitchs verwendet, entwickelt, das Thema konkretisiert, die Erzählintention bewusst gemacht, die Charakterisierungen der Figuren interessant gestaltet, die Kernelemente des Handlungsverlaufs heraus gefiltert, der Aufbau und Ablauf des Pitches entwickelt, die individuelle Art der Präsentation erarbeitet und das Verhalten danach besprochen.

Somit wird ein freier Vortrag eingeübt, ohne ihn textlich so fest zu legen, dass er seiner Lebendigkeit beraubt wird.

Kreativität und Schreiben: wie man originelle Ideen entwickelt und besser schreibt

Wer wartet, bis die Muse sie oder ihn küsst, um kreativ zu sein, wird nie Professionalität erlangen. Vor allem werden sie damit ihr kreatives Potenzial nicht ausschöpfen. Um das zu erreichen, muss man die Muse manchmal auch locken, sie verführen, erpressen oder herbei prügeln – mit Kreativitätstechniken.

Und dann? Nachdem die Muse sie oder ihn geküsst hat? Kreativität und Ideen sind nichts wert, solange sie nicht auf Papier gebracht werden. Schreiben ist für viele Autor*innen die zweite große Hürde – die Angst vorm weißen Blatt, Schreibblockaden, die zu laute Stimme des inneren Kritikers, Vermeidungsstrategien.

Im fiktionalen Arbeiten sind Kreativität und Schreiben nicht voneinander zu trennen. Deshalb geht es in dem Seminar um genau diese beiden Themen: Wie kann man seiner Kreativität auf die Sprünge helfen und gute Ideen finden? Wie kann man sein Schreiben trainieren, verbessern und in den Alltag integrieren?

Drehbuchaufstellung – Figuren- und Konfliktoptimierung durch systemische Aufstellungsarbeit

(gemeinsam mit der Diplom-Psychologin Dorothée Janssens de Bisthoven, Brüssel)

Figuren sind das Herzstück einer Geschichte. Ihre Charaktere, Ziele, Bedürfnisse, Konflikte und Beziehungen zueinander bestimmen maßgeblich die Qualität einer Geschichte: Sie erzeugen beim Publikum Empathie oder Antipathie, transportieren Thema und Aussage und bestimmen den strukturellen Aufbau der Geschichte.

Ziel des Workshops ist, mittels systemischer Aufstellungsarbeit die Figuren und ihre Beziehungen zueinander zu optimieren, ihre Charaktere zu vertiefen, ihre Ziele, Bedürfnisse, Gefühle und inneren Konflikte zu verdeutlichen, die Konflikttiefe zu erhöhen, das Konfliktpotenzial der Figurenkonstellation zu vergrößern, das Thema der Geschichte zu finden sowie gegebenenfalls Schreib- und Kreativitätsblockaden aufzulösen.

Geeignet und empfohlen für: AutorInnen mit einem aktuellen Projekt, unabhängig in welcher Phase (Idee, Exposé, Treatment, Drehbuch, Romanmanuskript) oder beobachtende TeilnehmerInnen ohne eigenen Stoff, die die Methode kennenlernen und anhand der Methodik direkte Einblicke in dramaturgische Zusammenhänge gewinnen möchten.

Dorothée Janssens de Bisthoven, Jahrgang 1969, Diplom-Psychologin, Familien- und Traumatherapeutin, Supervisorin, Coaching für Einzelklienten und Autoren. Systemische Aufstellungsarbeit in verschiedensten Kontexten seit 2000.

Filmszenen spielen und entwickeln – Schauspieler*innen treffen Autor*innen

(gemeinsam mit der Autorin Ute Mügge-Lauterbach, Wiesbaden)

Zwischen der Arbeit von Schauspieler*innen und der von Autor*innen besteht ein bedeutsamer Berührungspunkt: Beide müssen in die Figuren eintauchen – die einen, um aus ihnen heraus zu schreiben, die anderen, um aus ihnen heraus zu spielen.

Da beide Seiten von dem Wissen über die Denk- und Arbeitsweise der jeweils anderen Seite profitieren, ist es das Ziel des Seminars, beide Berufsgruppen zusammenzuführen, um die Arbeit der jeweils anderen kennenzulernen und dadurch ein neues Verständnis der eigenen Arbeit zu gewinnen.

Der intensive Austausch innerhalb des Seminars gibt den Schauspieler*innen die Gelegenheit, ihr Spielen zu üben und zu verbessern, und den Autor*innen die Möglichkeit, festzustellen, ob ihre Szenen funktionieren und ihr szenisches Schreiben zu optimieren.

Im Laufe des Seminars werden einerseits Drehbuchpassagen der teilnehmenden Autor*innen szenisch gespielt, analysiert und weiterentwickelt. Andererseits werden Szenen aus bereits verfilmten Drehbüchern gelesen und gespielt und dann anhand des jeweiligen Filmbeispiels besprochen. Ergänzt wird die Arbeit an den Szenen durch mehrere Schauspielübungen.

Ute Mügge-Lauterbach, Jahrgang 1956, freie Autorin, Studienreise- und Seminarleiterin

Fiktionales Schreiben: der Workshop

Fiktionales Schreiben ist ein Workshop, in dessen Zentrum die gemeinsame Arbeit an den konkreten Ideen und Geschichten der Teilnehmenden steht.

Ziel des Workshops ist, ein dramaturgisch ausgereiftes und funktionierendes Konzept der Ideen und Geschichten zu entwickeln, das als Basis für die Exposéerstellung dient.

Autor*innencamp fiction: sechs Tage Stoffentwicklung pur

Sechs Tage idyllische Abgeschiedenheit vom Alltagsstress. Sechs Tage intensives Kreativsein und Schreiben. Im Wechsel zwischen der theoretischen Vermittlung dramaturgischen Handwerkzeug und autorenspezifischer Arbeitsmethoden, intensiven Schreibphasen und Gruppendiskussionen sowie Filmanalysen entwickeln die Teilnehmenden methodisch ihre Idee zu einer dramaturgisch ausgereiften Geschichte, die als Basis für einen ersten Exposérohentwurf dient.

Die Teilnehmenden ziehen sich hierfür immer wieder zurück, um in Einzelarbeiten ihre Ideen schriftlich zu durchdenken und festzuhalten. Gemeinsam in der Gruppe werden die Geschichten dann mittels des kreativen und kritischen Feedbacks der anderen Teilnehmenden weiterentwickelt. Je nach Entwicklungsfortschritt bringen die Teilnehmenden am Ende ihre Geschichte in Form eines ersten Exposérohentwurfs zu Papier.

Eine positive Nebenwirkung der sechs Tage intensiven Zusammenarbeitens soll der Aufbau eines Autor*innennetzwerkes sein, dessen Mitglieder sich bei der Weiterentwicklung ihrer Stoffe über den Workshop hinaus gegenseitig unterstützen.

Teilnahmevoraussetzung: eine Idee, die in den sechs Tagen zu einer dramaturgisch funktionierenden Geschichte entwickelt werden soll.

Autor*innenwerkstatt: von der Idee zum Treatment in elf Monaten

(mit wechselnden Co-Dozent*innen)

Die Autor*innenwerkstatt war ein elfmonatiges Weiterbildungsprogramm des Kölner Filmhauses zwischen 2008 und 2012.

Schwerpunkt der Werkstatt war die dramaturgische Entwicklung der Ideen der teilnehmenden Autor*innen von Logline, Kurzinhalt und Synopsis über das Exposé zur Treatmentfassung. Ergänzt wurde die Arbeit an den Stoffen von der theoretischen Vermittlung des dramaturgischen Handwerks, autor*innenspezifischer Arbeitsmethoden und Schreib- und Kreativitätstechniken.

Darüber hinaus wurden Kenntnisse sowohl der produktionstechnischen Bedingungen sowie ökonomischer Aspkete vermittelt, die beim Drehbuchschreiben berücksichtigt werden müssen, als auch die Themen Vermarktung und Finanzierung eines Filmstoffes, Kenntnisse des Drehbuchmarktes, der verschiedenen Produktionsfirmen und der Profile der Sender sowie Fördermöglichkeiten.

Nach einem vorausgegangenen Pitching-Seminar präsentierten die Autor*innen am Ende der Autorenwerkstatt ihre Stoffe einem ausgewählten Kreis von Produzent*innen und Redakteur*innen.

Begleitet wurden sie dabei von vier erfahrenen Dozent*innen, die trotz unterschiedlicher Lebensläufe eins gemeinsam haben: Die Leidenschaft für Geschichten, die originell und zugleich berührend, spannend und unterhaltend erzählt werden.

Die Dozent*innen unterstützten die Autor*innen beim Prozess der Stoffentwicklung, das Potential ihrer Geschichten und Charaktere optimal auszuschöpfen und lieferten ihnen zugleich das nötige Branchenwissen, um auf dem hartumkämpften Markt als Drehbuchautor zu bestehen.

dramaturgisches Coaching: das Beste aus der Geschichte rausholen

Dramaturg*innen unterstützen Autor*innen dann am besten, wenn sie sich in die Welt der Geschichte und die Gedankenwelt der Autor*innen begeben, um dort mit ihnen nach den besten Lösungen zu suchen. Und wenn sie unterscheiden können zwischen dem, was die Geschichte und die Autor*innen brauchen und was ihre eigenen Geschmacksurteile und Vorstellungen von den Figuren und der Geschichte sind.

Figuren-Entwicklung: Charakterentwicklung, Mehrdimensionalität, Ziele, Motivation, Bedürfnisse, Ängste, Tiefpunkt, Hochpunkt, Krise, Archetypen, emotionales Netzwerk, Beziehungsdynamik, emotionale Beteiligung des Publikums

Thema-Entwicklung: inhaltliches Thema, emotionales Thema, emotionaler Effekt, Werte, Wertekonflikt, zentrale Frage, Bedeutung

Struktur-Entwicklung: Konfliktaufbau, Spannungsbögen, emotionale Bögen, Wendepunkte, emotionale Reise, entscheidende Prüfung, dramatische Relevanz, kognitive und emotionale Beteiligung des Publikums

Szenen- und Dialog-Entwicklung: dramatische Ironie, Set up, Pay off, Vorankündigung, Überraschung, Suspense, Indirektheit, Subtext, Prägnanz, Individualität

Dramaturgische Analyse von Exposés, Treatments und Drehbüchern: Konflikte verschärfen, Figuren dimensionieren, Themen vertiefen, Strukturen optimieren, Nachvollziehbarkeiten erhöhen, Potenziale erkennen, besser Erzählen

Dramaturgische Beratung über den gesamten Entwicklungsprozess oder in jedem Teilprozess: kontinuierlich Weiterentwickeln, Optionen erkennen, zielgerichtet Überarbeiten, erzählerische Kontrolle behalten, besser Erzählen

Autor*innencoaching: Schreiben verbessern, Kreativität steigern, Blockaden lösen, Krisen meistern, Flow entzünden, besser Erzählen

Echt wahr? – Storytelling im Journalismus und Dokumentarfilm (Seminar)

Storytelling ist eine effektive Methode Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitslenkung. Mit ihr können Journalist*innen und Dokumentarfilmer*innen

  • ihre Stoffe lebendiger, spannender, emotionaler und unterhaltsamer darstellen,
  • Themen und Botschaften konkreter und leichter nachvollziehbar gestalten,
  • Informationen und Wissen verständlicher vermitteln
  • und damit die Aufmerksamkeit der Rezipient*innen wecken und ihr Interesse steigern

– unabhängig von Format und Medium: Reportage, Feature, Interview, Porträt, Text, Bewegtbild, Ton, analog, digital. Storytelling funktioniert überall.

Storytelling wendet Werkzeuge der fiktionalen Dramaturgie in non-fiktionalen Kontexten an. Mit diesen Werkzeugen können nicht nur die Inhalte besser gestaltet werden. Vielmehr können Journalist*innen und Dokumentarfilmer*innen damit

  • den gesamten Entwicklungsprozess von Inhalten planen, organisieren und durchführen,
  • Themen effizienter finden,
  • fokussierter recherchieren,
  • Sinn- und Bedeutungszusammenhänge besser her- und darstellen,
  • tiefgreifendere Erkenntnisse über Themen und Menschen gewinnen,
  • relevante Inhalte von irrelevanten besser unterscheiden
  • und damit ihr Storytelling professionalisieren.

Als Storytelling-Methode liefert die fiktionale Dramaturgie neben den dramaturgischen Werkzeugen und den Denkweisen und Arbeitsmethoden fiktionaler AutorInnen einen ausdifferenzierten Fragekatalog, der weit über die journalistischen W-Fragen hinausgeht und beim bloßen Erzählen von Geschichten mit dem Ziel, Inhalte unterhaltsamer darzustellen, nicht stehen bleibt.

Im Zentrum des Kurses stehen die dramaturgischen Grundlagen des Entwickelns einer Geschichte: Was ist eine Geschichte und wie funktioniert sie? Mit welchen dramaturgischen Werkzeugen arbeiten und welche Fragen stellen sich DrehbuchautorInnen, wenn sie eine Geschichte entwickeln? Wie lassen sich diese Werkzeuge in journalistischen und dokumentarischen Formaten anwenden?

Diese Fragen beantwortet der Kurs praxisorientiert mittels der Analyse konkreter Beispiele.

Echt wahr? – Storytelling im Journalismus und Dokumentarfilm (Workshop)

Storytelling ist eine sehr effektive Methode, um non-fiktionale Inhalte (Dokumentarfilme, Dokumentationen, Reportagen, Porträts, Interviews etc.) lebendiger, spannender, emotionaler und unterhaltsamer darzustellen, Themen und Botschaften konkreter und damit leichter nachvollziehbar zu gestalten und Informationen und Wissen verständlicher zu vermitteln.

Der Workshop richtet sich an non-fiktionale Autor*innen (Dokumentarfilmer*innen, TV-, Print-, Hörfunk- und Online-Journalist*innen etc.), die ihren konkreten non-fiktionalen Stoff mit den Methoden der fiktionalen Dramaturgie weiterentwickeln wollen.

Teilnehmer*innenzahl: maximal sechs mit eigenem Stoff. Wer Interesse an dem Thema Storytelling, aber keinen eigenen Stoff hat, ist herzlich eingeladen, als Beobachter*in an dem Workshop teilzunehmen.

Bewerbungsunterlagen: Ideenskizze (maximal eine Seite), Motivationsschreiben (maximal zwei Seiten), Vita

Autor*innencamp non-fiction: sechs Tage Storytelling pur

Sechs Tage idyllische Abgeschiedenheit vom Alltagsstress. Sechs Tage intensives Kreativsein und Schreiben.

Im Wechsel zwischen der Vermittlung der dramaturgischen Grundlagen des Storytelling, intensiven Schreibphasen und Gruppendiskussionen sowie Analysen von Dokumentarfilmen, Dokumentationen und Reportagen (TV und Print) erlernen die Teilnehmenden die dramaturgischen Werkzeuge und Methoden des Storytelling und wenden sie auf ihre eigenen non-fiktionalen Projekte an.

Teilnahmevoraussetzung: ein non-fiktionaler Stoff, der in den sechs Tagen mittels Storytelling erarbeitet werden soll

Story-Branding: wie Organisationen zu Held*innen werden

Was ist das Besondere an Organisationen, über die die Menschen positiv sprechen, deren Produkte sie aus Überzeugung kaufen und denen sie aus Überzeugung folgen, für die sie mit Leidenschaft arbeiten und über die die Medien wohlwollend berichten?

Antwort: Sie funktionieren wie Held*innen in klassischen Mythen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie bereit sind, sich für ihre Gemeinschaft zu „opfern“.

Organisationen, die wie Held*innen funktionieren, handeln also nicht aus rein egoistischen Motiven, sondern um das Leben der Menschen und das Funktionieren der Gesellschaft zu verbessern. Das tun sie, indem sie universelle Werte wie Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit, Zugehörigkeit usw. für sie realisieren. Damit stiften sie Sinn, aufgrund dessen sich Menschen mit ihnen identifizieren.

Identifikation ist der Schlüsselbegriff im Story-Branding. Sie ist die stärkste Form der Bindung, die Menschen zueinander oder Organisationen und Menschen miteinander haben können. Das Ziel im Story-Branding ist es daher, Organisationen so zu entwickeln, dass sie ein maximal großes Identifikationspotenzial haben, um stabile und langfristige Beziehungen zu allen Stakeholdern aufzubauen, zu erhalten und zu vertiefen.

Die zentralen Fragen des Story-Brandings sind: Was ist die Identität einer Organisation? Warum hat sie sich so entwickelt und wie soll sie sich weiterentwickeln? Welche Relevanz hat sie für die Menschen und die Gesellschaft? Welche Wirkung hat sie auf sie? Welche Konflikte löst sie und welche Werte realisiert sie für sie? Welchen Sinn (Purpose) stiftet sie? Wie sieht ihr Werte- und Moralsystem aus? Was sind ihre Standpunkte und Überzeugungen? Welches Welt- und Menschenbild liegt ihr zugrunde? Und wie lässt sie sich zu einer Heldin weiterentwickeln?

Story-Branding ist der Ausgangspunkt eines Storytelling-Prozesses. Es ist die Grundalge für das Story-Development und das Story-Design, also die strategische Content-Konzeption von online- und offline-Publikationen, und die konkrete operative Gestaltung von Inhalten in Form von spannenden Storys .

Story-Development: wie man reichweitenstarke online- und offline-Publikationen entwickelt

Wie entwickelt man Blogs, Kunden- und Mitarbeiter*innenmagazine und sonstige online- und offline-Publikationen, deren Inhalte relevant für die Leser*innen sind, ihnen einen Mehrwert liefern und sie zu überzeugten „Wiederholungstäter*innen“ machen?

Story-Development ist eine effektive Methode der strategischen Content-Entwicklung und -Planung. Mit ihr lassen sich die kognitiven und die emotionalen Themen definieren, zentrale Fragen und Botschaften formulieren, Konflikte und ihre Lösungen analysieren, mögliche Charaktere für gute Storys identifizieren usw.

Story-Development setzt auf einer sorgfältigen Story-Brand-Analyse auf und konkretisiert die Ergebnisse des Story-Brandings. Als verbindendes Element ist es zugleich die Grundlage für ein gutes Story-Design.

Story-Design: wie man gute Storys entwickelt und erzählt

Wie schafft man es, Artikel, Video-Clips und Podcast-Folgen so zu gestalten, dass die Rezipient*innen bis zu ihrem Ende dran bleiben, mit einem guten Gefühl rausgehen und immer wieder kommen, um mehr Inhalte zu rezipieren? – Indem man sie als Story erzählt.

Im Story-Design geht es um drei grundlegende Fragen: Was sind die Elemente einer guten Story? Mit welchen dramaturgischen Werkzeugen kann man eine gute Story entwickeln und erzählen? Und wie macht man das konkret in der Praxis?

Story-Design ist der letzte Schritt in einem Storytelling-Prozess. Es baut auf dem Story-Development auf und konkretisiert die Ergebnisse des Story-Brandings in für die Rezipient*innen relevante und spannende Storys.